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Welche Vorstellungen haben Kinder vom Tod?
neun Monate bis ein Jahr
Verlust und Trennungsangst schlagen sich in symbolisierten Riten des “Da/Nicht-Da” Spielens nieder. Weg sein und tot sein ist gleichbedeutend. Das Kind im nichtsprachlichen Stadium erkennt zwar nicht den Tod, es erkennt aber die Abwesenheit eines Menschen.
Das Kind erlebt in dieser Zeit einen Verlust ausschließlich durch traurige Stimmung und Gefühle. Möglich ist die Unterscheidung zwischen belebt und unbelebt.

 
ein Jahr bis drei Jahre
Das Kind kann noch sehr wenig oder gar nichts mit dem Begriff Tod anfangen. Es reproduziert aber sehr früh Verlust und Tod (Streichholz anzünden, um es dann ganz schnell wieder auszublasen). Die Endgültigkeit des Todes wird nicht erfasst (Rollenspiele, z.B. nach Verkehrsunfällen: Du bist jetzt schnell tot, nachher aber bist du wieder lebendig). Die Beobachtung von belebt und unbelebt wird ausgedehnt.
vier Jahre
Das Kind gewinnt langsam eine gewisse Vorstellung vom Tod. Es benutzt das Wort; die entsprechende Empfindung dazu aber fehlt noch. Kinder in diesem Alter nehmen noch nicht an, dass sie selbst einmal sterben müssen. Die Beobachtung von belebt und unbelebt wird ausgedehnt.
Das Kind konfrontiert den Tod in rituellen Spielen (Indianer, Krieg, ...). Auch Getier wird verfolgt und oft grausam gequält und getötet.


Es ist wichtig, die Wünsche des Kindes nach Kreativität zu unterstützen, seine Neugierde nach Erfahrungen und Wissen über Tod und Leben zu befriedigen. Ebenso wichtig sind Gespräche, die das Kind für die Gefühle und Rechte anderer Lebewesen sensibilisieren.
drei bis fünf Jahre
Dem Kind ist nicht klar, dass der Tod unvermeidlich ist. Im Gegenteil: Das Kind glaubt in einer “magischen Phase” den Tod durch bestimmte Verhaltensweisen vermeiden zu können (Verstecken!).
Einige Menschen müssen sterben (alte), die meisten aber nicht (junge Umwelt der Kinder). Der Tod wird als vorübergehender Zustand (Reise oder Schlaf) angesehen.
Statt Nonfunktionalität glaubt das Kind an graduell abgestuftes Lebendigsein. Äußere Gewalteinwirkung wird als Todesursache erlebt, innerorganische Ursachen noch nicht.
sechs bis acht Jahre
In diesem Alter beginnt die personifizierte Vorstellung vom Tod (Engel, Sensenmann, Skelett). Kinder beschäftigen sich gern mit der Peripherie des Todes (Grab, Beerdigung). Es tauchen jetzt Gefühlsreaktionen auf, die vom Kind auch bewusst erlebt werden (das Kind macht sich jetzt z.B. Gedanken, ob auch seine Mutter sterben könnte). Gedankliche Verknüpfungen werden jetzt hergestellt (erlebtes Sterben im Krankenhaus => auf Krankenhaus folgt immer Sterben => Kind will nie ins Krankenhaus). Das eigene Sterben wird noch (wissentlich) geleugnet/verdrängt. Mit ca. acht Jahren aber auch als eigenes Schicksal angenommen.
Das sachliche Interesse am Tod ist jetzt am größten. Jetzt taucht die Frage nach dem, was nach dem Tod kommt, auf.
ab neun Jahren
Das Kind stellt die Beziehung zu logischen und biologischen Tatsachen her (kein Puls, keine Temperatur, keine Atmung => Tod!).
Das Kind richtet seine Aufmerksamkeit jetzt direkt auf den Tod, nicht mehr nur auf die Peripherie. Ab neun Jahren nimmt parallel mit dem Bewusstsein, selbst älter zu werden und einmal sterben zu müssen, sein Interesse am Tod zu. Der Tod wird als Strafe für alles Schlechte, was man getan hat, gesehen. Das Schlechte, das der Tote selbst getan hat, aber auch das Schlechte, das die trauernden Angehörigen getan haben. Somit könnte der Tod auch eine Strafe für die Fehler des Kindes sein!
ab ca. zwölf Jahren
Jugendliche ordnen den Begriff “Leben” Menschen, Tieren und Pflanzen zu. Sie können unterscheiden zwischen Formen des Lebens, dem eigenen Ich und der übrigen Realität. Sie können die Endgültigkeit und die weitreichende, unausweichliche emotionale Bedeutung des Todes erkennen. Alle wesentlichen Denkmuster, die auch die Erwachsenen haben, sind ihnen gedanklich zugänglich.
Abwehr und Unbehagen dem Tod gegenüber können sie rau formuliert zum Ausdruck bringen oder skeptisch sachlich als unausweichliches Ereignis am Lebensende konstatieren.
Hilfe im Trauerfall > Kinder im Trauerfall
Kinder und Trauer
Der Schmerz kommt in Schüben

Kinder trauern anders als Erwachsene - in heftigen plötzlich auftretenden Schüben. Danach scheint alles wieder gut. Doch dem ist oft nicht so. Eltern sollten viel Geduld aufbringen.

Erst mit neun oder zehn Jahren realisieren Kinder überhaupt, dass der Tod das unwiederbringliche Ende des Lebens bedeutet und auch das eigene Leben enden wird. Vorher interessieren sich Kinder meist für das Thema Tod, aber gehen sachlich damit um, denn sie sind der Überzeugung, dass tote Tiere oder Menschen irgendwann wieder auferstehen. Einige Erwachsene befremdet dies auch, dass ihr Kind zuerst scheinbar keine Reaktionen auf eine Todesnachricht zeigt, dann aber unvermittelt heftig reagiert. Wenn Kinder trauern, tun sie das in plötzlich auftretenden Schüben:
Sollen Kinder mit zur Beerdigung gehen?

Viele Eltern wollen ihre Kinder davor schützen mit dem Tod konfrontiert zu werden. Sie nehmen ihre Kinder grundsätzlich nicht mit zu Beerdigungen. Dies ist jedoch der falsche Ansatz. Man sollte wenigstens älteren Kindern, also Kindern, die das Grundschulalter erreicht haben, nicht die Möglichkeit nehmen, sich von einem geliebten Menschen zu verabschieden. Die meisten Pfarrer und Seelsorger befürworten es, Kinder und Jugendliche an Beerdigungen teilnehmen zu lassen. Man sollte die Kinder vorher vorbereiten und berichten, wie Trauerfeiern und Beerdigungen ablaufen, wer zur Beerdigung kommt und dass man danach vielleicht noch in ein Gasthaus geht, um gemeinsam Kaffee zu trinken.

Man kann Kinder auch am Sarg Abschied nehmen lassen oder gemeinsam Erinnerungsstücke in den Sarg geben. Voraussetzung dafür ist: Das Kind entscheidet zu jedem Zeitpunkt selbst, was es tun und was es lassen möchte. Außerdem müssen Erwachsene das Kind intensiv begleiten.
Ein eigenes Abschiedsritual für kleinere Kinder

Langes Stillsitzen, schwer verständliche Trauerreden stresst kleinere Kinder und damit auch die Eltern: Da sollten Eltern besser ein eigenes Abschiedsritual mit dem Kind feiern, zum Beispiel nach der eigentlichen Beerdigung. Mit einer Blume oder einem selbst gemalten Bild geht man mit dem Kind zum Grab und lässt es dort in Ruhe Abschied nehmen. Man kann auch im Rahmen eines Abschiedsritual, mit den Kindern den Sarg oder die Urne bemalen.


Aufrichtigkeit und Vorbild sind beim Trauern wichtig

Kinder wollen verstehen, was passiert ist und verlangen nach Erklärungen. Beantworten Sie ihre kindlichen Fragen in einfacher Sprache, belastende Details können Sie weglassen. Lügen Sie aber nicht.

"Der Opa ist friedlich eingeschlafen." Wenn Ihr Kind noch kleiner ist, können Sie ihm mit einem solchen Satz große Angst vor dem eigenen Einschlafen einjagen. Und außerdem ist dieser Satz einfach gelogen: Opa ist nämlich nicht eingeschlafen, denn er wacht nie wieder auf und er kommt auch nicht wieder zurück. Auch folgende Formulierungen sollte man vermeiden, wenn man Kindern eine Todesnachricht überbringt: "... ist von uns gegangen", "... ist heimgegangen", "…hat Gott zu sich geholt". Was Kinder vor allem brauchen, wenn sie das erste Mal mit dem Tod nahestehender Menschen konfrontiert werden, sind neben Aufrichtigkeit auch das Vorbild. Eltern und Großeltern sollten den Kindern und Enkeln ohne schlechtes Gewissen zeigen, dass sie selbst unendlich traurig sind. Dass sie weinen müssen. Nur so lernen Kinder, dass es in Ordnung ist zu trauern, Gefühle zu zeigen und Tränen zu vergießen.